Verdächtig: Thriller (German Edition) by Kernick Simon

Verdächtig: Thriller (German Edition) by Kernick Simon

Autor:Kernick, Simon [Kernick, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-01-21T00:00:00+00:00


SIEBENUNDDREISSIG

Ich wartete die Reaktion des Killers gar nicht erst ab. Ich hatte ihn mit der Schaufel voll am Körper getroffen, während er in die andere Richtung schaute. Ich hörte noch, wie er erstaunt grunzte, aber da rannte ich schon so schnell ich konnte zum Rettung verheißenden Waldrand. Er lag nur wenige Meter entfernt, und der Dreck spritzte unter meinen Schritten. Ich schlitterte und hechtete zwischen die Bäume, rollte mich ab und kam kiefernnadelübersät wieder auf die Beine. Hinter mir hörte ich das Ploppen eines Schusses, etwas wurde gebrüllt, und dann nahmen sie die Verfolgung auf.

Die Freiheit vor Augen rannte ich vom Adrenalin getrieben tiefer in den Wald und die beruhigende Dunkelheit. Ich ignorierte die Äste, die mir die Haut aufrissen, stolperte, wäre fast gestürzt, aber mein Tempo und der unbändige Überlebenswille trugen mich weiter.

Der Strahl einer starken Taschenlampe bewegte sich in gleichmäßigem Bogen durch das nasse Unterholz und versuchte mich einzufangen. Als ich, um ihm zu entgehen, auswich, pfiff eine Kugel über meinen Kopf und schlug vor mir im Stamm einer Kiefer ein, wo sie ein kleines kreisrundes Loch hinterließ, aus dem sich ein wenig Rauch kräuselte, und im Vorbeilaufen nahm ich den Korditgeruch wahr. Ich wollte noch schneller rennen, aber meine Beine konnten nicht mehr, und meine Lunge brannte – ich war körperlich in keiner guten Verfassung, das machte sich bemerkbar. Die Männer hinter mir, das wusste ich, hatten jede Menge Ausdauer, und wenn ich nicht weiterlief, war ich so gut wie tot.

Plötzlich rutschte der Boden weg. Ich rollte, mich überschlagend, einen Abhang hinunter, schlug mir den Kopf an und fand mich unter Wasser wieder.

Das Wasser des Bachs war nur knietief, ich rappelte mich wieder auf, rannte hindurch und kletterte den Abhang auf der anderen Seite wieder hoch. Als ich oben angelangt war, rang ich erschöpft nach Atem. Ich blinzelte mir das Regenwasser aus den Augen und wagte es zum ersten Mal, mich umzusehen.

Und da stand er. In der Dunkelheit, kaum zwanzig Meter entfernt, am Rande des Abhangs auf der anderen Seite des Bachs. Der lauernde Wolf, der mit gefletschten Zähnen die Arme hob und anlegte.

Als er schoss, warf ich mich in den Dreck und rollte mich zusammen, um wenig Trefferfläche zu bieten, und der Schuss zischte über mich hinweg. Wie bei der Grundausbildung robbte ich in die Deckung der Bäume. Dort sprang ich auf und rannte wieder los, hinter mir hörte ich ihn durch das Wasser platschen.

Ich war versucht, mich einfach fallen zu lassen und mich im dichten Unterholz zu verstecken, wo man mich kaum hätte finden können, doch mein Instinkt sagte mir, dass es besser war, möglichst viel Distanz zwischen mich und meine Verfolger zu bringen und einen belebten Ort zu erreichen.

Ich bekam kaum mehr Luft, meine Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich platzen, aber irgendwie trugen mich meine Beine weiter, und ich schaffte weitere fünfzig Meter und entdeckte plötzlich eine Lücke in den Bäumen vor mir. Die Geräusche meiner Verfolger waren verebbt, und eine Sekunde lang dachte ich, sie hätten aufgegeben, weil sie nicht mehr glaubten, mich stellen zu können.



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